Du kennst das Spiel. Das neue ERP-System, der digitale Heilsbringer, soll endlich alles besser machen. Effizienter, transparenter, agiler – die üblichen Buzzwords halt. Doch statt Aufbruchstimmung herrscht im Unternehmen die Laune eines verregneten November-Montags. Die Leute mauern. Projekte stocken. Und was passiert? Der Widerstand wird personalisiert.
Der Meier aus der Buchhaltung? „Grundsätzlich dagegen.“ Die Müller aus dem Einkauf? „Eine schwierige Persönlichkeit.“ Die Analyse endet bei Haltungen und Charakteren, und das Management fühlt sich bestätigt: Die Leute wollen einfach nicht. Problem gelöst, Schuldiger gefunden. Applaus.
Aber was, wenn das kompletter Unsinn ist? Was, wenn der wahre Grund für den Widerstand nicht in den Köpfen der Mitarbeiter liegt, sondern in der Logik ihrer eigenen, verdammt rationalen Welt?
Der kluge Kopf Finn-Rasmus Bull hat es auf den Punkt gebracht:
„Widerstand ist häufig lokal rational. Menschen handeln entlang der Ziele, nach denen sie beurteilt werden, und entlang der Risiken, die sie tragen. Wer Veränderung wirklich voranbringen will, muss diese Logik verstehen und adressieren, statt sie nur zu verurteilen.„
Genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Dein ERP-Projekt ist für dich die Zukunft des Unternehmens. Für deine Mitarbeiter ist es vielleicht der Anfang vom Ende ihrer beruflichen Existenz, so wie sie sie kennen. Und das ist keine Übertreibung, sondern die knallharte Realität in vielen Köpfen.
Die nackte Angst: Was bei einer ERP-Einführung wirklich auf dem Spiel steht
Das sind keine irrationalen Ängste. Das sind handfeste, existenzielle Bedrohungen aus der Perspektive der Betroffenen. Sie handeln nicht aus Bosheit, sondern aus Selbstschutz. Sie verteidigen ihr Territorium, ihre Identität und ihre Zukunft. Und das ist verdammt rational.
| Die Angst | Die brutale Realität aus Mitarbeitersicht |
| Jobverlust | „Mein Job besteht zu 80% aus manueller Dateneingabe. Wenn das System das jetzt automatisch macht, wofür braucht man mich dann noch?“ |
| Kontrollverlust |
„Früher konnte ich meine Lieferanten anrufen und eine Lösung finden. Jetzt muss ich mich durch zehn Masken klicken und das System sagt ‚Nein‘. Ich bin vom Gestalter zum Datentippser degradiert.“
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| Kompetenzverlust | „Ich kenne unsere Prozesse seit 20 Jahren in- und auswendig. Jetzt kommt ein System, das alles besser wissen will. Mein Erfahrungswissen ist plötzlich wertlos.“ |
| Statusverlust |
„Ich war der Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Abrechnung. Jetzt ist das System der Experte. Ich bin nur noch einer von vielen.“
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Vergiss für einen Moment die Hochglanz-Präsentationen deines Software-Anbieters. Schauen wir uns an, was deine Mitarbeiter wirklich denken und fühlen, wenn du mit einem neuen ERP-System um die Ecke kommst. Das ist keine esoterische Gefühlsduselei, sondern die Grundlage für den Erfolg oder das Scheitern deines Projekts.
Die „stille Transformation“: Wenn der Job plötzlich ein anderer ist
Hör auf zu verurteilen, fang an zu verstehen!
- Welche konkreten Risiken siehst du für dich und deine Arbeit? (Statt: „Du musst keine Angst haben.“)
- Was brauchst du, um in der neuen Welt erfolgreich zu sein? (Statt: „Wir machen dann schon eine Schulung.“)
- Wie können wir sicherstellen, dass dein Erfahrungswissen auch im neuen System einen Wert hat? (Statt: „Das System macht das jetzt alles.“)
- Welche Anreize hast du, das neue System zu nutzen, wenn deine Ziele noch die alten sind? (Statt: „Du musst das jetzt so machen.“)
Fazit: Dein ERP-Projekt ist ein soziales Projekt, kein technisches
Quellen
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